Geschichte der Feuerwehr
Misst der Leser 75 Jahre Vereinsgeschichte an der Weltgeschichte, dann entspricht dies nur einem kurzen Augenblick. Diese Zeitspanne bedeutet aber für die Einwohner unseres Ortes Götzen, die die Entwicklung kennen, eine lange Zeit mit vielen Höhen und Tiefen.
Als im Jahr 1924 die Freiwillige Feuerwehr Götzen gegründet wurde, bestand selbstverständlich schon eine Pflichtfeuerwehr, wie in den meisten Gemeinden des damaligen Kreises Schotten in der ehemaligen Provinz Oberhessen. Von den heute zur Großgemeinde Schotten zählenden Stadtteilen war Götzen nach Schotten der erste Ort, in dem sich auf eigenen Entschluss hin die bestehende Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr umbildete. Am 06. Dezember 1924 trafen sich in der Wirtschaft „Reuning“ 34 Männer zusammen und gründeten die heutige Freiwillige Feuerwehr. Damals wurde Heinrich Stein zum Vorsitzenden und Karl Eifert zum Stellvertreter gewählt.
Zum Jahresende 1924 zählte die Freiwillige Feuerwehr Götzen 35 Mitglieder. Der Jahresbeitrag wurde zunächst auf 2 Reichsmark (RM) festgesetzt, später aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten aber auf 1 RM reduziert. Gleich nach der Gründung der FFW Götzen tauchte natürlich auch die Frage nach der Beschaffung einer einheitlichen Uniform auf. Dieser Punkt war Gegenstand der Beratung mehrerer Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen. Neben der schwierigen Auswahl der Stoffmuster war natürlich auch die finanzielle Seite zu regeln. Deshalb wurde auch beschlossen, am Sonntag, den 08.02.1925 eine Tanzmusik zu veranstalten, damit der junge Verein etwas Geld in die Kasse bekommen konnte.
Dass die Kameradschaft und Geselligkeit schon damals nicht zu kurz kamen, belegt das Protokoll der Vorstandssitzung vom 19. Januar 1927, in der vom Vorstand für die Generalversammlung am 22. Januar 1927 10 RM für Bier genehmigt wurden.
Sofern Vertreter der Wehr nach auswärts mussten, wurde diesen ein Verzehrgeld von 10 RM bewilligt. In den Jahren nach der Gründung sind im Protokoll keine besonderen Ereignisse aufgeführt. Am 25. Februar 1931 legte Heinrich Stein das Amt des Kommandanten und ersten Vorsitzenden des Vereins nieder. In der darauffolgenden außerordentlichen Generalversammlung am 14.03.1931 wurde Wilhelm Fritzges einstimmig zum Hauptmann und 1. Vorsitzenden gewählt.
Bis zur nächsten Generalversammlung am 06.02.1932 wuchs der Verein und hatte 48 Mitglieder vorzuweisen. Wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der hohen Arbeitslosigkeit wird wieder einmal der Jahresbeitrag auf 1 RM herabgesetzt, zahlbar in vierteljährlichen Beträgen von 25 Rpfg. Am 23. August 1933 tritt eine einschneidende Änderung im Vereinsgeschehen ein. Mit diesem Tag erfolgt die Gleichschaltung der Feuerwehren. Neben dem Kommandanten, der nur noch die Funktion des Leiters der Einsatzabteilung innehat, fungiert ein politischer Leiter, der von der NSDAP gestellt wird. Dieser beruft Vorstandssitzungen und Versammlungen ein und leitet diese auch. Nach der mehr oder weniger freiwilligen Annahme einer neuen Satzung in der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 05. August 1936 wird der Führungsstab nicht mehr gewählt, sondern von der politischen Leitung bestimmt und bestellt.
Viele der Mitglieder werden während des unheilvollen Krieges zum Dienst an der Waffe gerufen, um zuerst dem Expansionsdrang der Reichsführung und später bei der Verteidigung des Heimatlandes aufopferungsvoll ihren Dienst zu tun. Für 15 Mitglieder wird durch diesen Krieg die Mitgliedschaft zwangsweise beendet, da sie gefallen sind, als vermisst gelten oder an den Folgen der Kriegseinwirkungen verstorben sind. Während der ganzen Zeit von 1924 bis 1945 waren in Götzen keine Brände zu verzeichnen. Nur einmal und das noch vor 1930, rückte die FFW Götzen zur nachbarlichen Löschhilfe nach Betzenrod aus, als es dort bei dem Schneidermeister Reinhard - heutiges Haus Göbel - brannte.
Neubeginn nach dem Krieg:
Auch nach dem 2. Weltkrieg konnte das Vereinsleben nicht gleich seinen gewohnten Gang nehmen. Die Siegermächte schränkten die Versammlungsfreiheit auf das Äußerste ein, weil zuerst alle tatsächlichen und vermeintlichen Nazi-Aktivisten verurteilt werden mussten. Erst dann kehrten im Nachkriegsdeutschland allmählich wieder normale Abläufe in den Alltag ein. Am 22.05.1948 war es dann auch in Götzen soweit. Die Mitglieder der FFW Götzen trafen sich, um einen neuen Kommandanten und 1. Vorsitzenden und dessen Stellvertreter zu wählen. Der seitherigen Kommandant Wilhelm Fritzges, dem zeitweise ein politischer Leiter an die Seite gegeben worden war, legte sein Amt nieder. In dieser Versammlung wurden Wilhelm Thiedemann zum Kommandanten und 1. Vorsitzenden und Heinrich Seibert II. zu seinem Stellvertreter gewählt. Allmählich kehrte auch wieder der Wunsch nach Geselligkeit ein und so wurden ab dem Jahr 1949 regelmäßig Tanzveranstaltungen und teilweise selbsteinstudierte Theaterstücke, meistens zusammen mit einer Laienspielgruppe ortsansässiger junger Mitbürgerinnen und Mitbürger, dargeboten.
Bis zum Jahre 1960 sind aus dem Protokollbuch keine wesentlichen Ereignisse zu entnehmen. 1960 trat der 1. Vorsitzende von seinem Amt zurück und Helmut Fuchs trat an dessen Stelle. Zwischenzeitlich waren zusammen mit dem Gemeindevorstand und der Gemeindevertretung Überlegungen angestellt worden, wo und wie man ein neues Feuerwehrgerätehaus errichten könnte. Als Platz wurde der heutige Standort vorgesehen. Auch hier waren die Kameraden, aber auch viele Ortsbürger tatkräftig bei der Errichtung am Werk. So wurden im Rahmen eines Festes am 27.05.1962 die Schlüsselübergabe und die Einweihung gefeiert.
Heinrich Seibert nahm 1964 den Platz des vorherigen Vorsitzenden ein. Mit dem Jahr 1970 trat ein weiterer Verein in das Dorfleben ein. Der Götzener Schützenverein 1970 e. V. wurde im März 1970 gegründet. Schon von Anfang an waren die Beziehungen zueinander gut; sind doch die meisten Mitglieder in der FFW Götzen auch Mitglieder im GSV.
Nachdem durch die kommunale Gebietsreform im Lande Hessen zum 01.08.1972 die Großgemeinde Schotten, bestehend aus der Kernstadt und 14 Stadtteilen, gebildet wurde, erfolgte der Zusammenschluss aller Freiwilligen Feuerwehren auf Stadtebene am 24.02.1973. Im darauffolgenden Jahr veranstaltete man mit großem Erfolg die 50-Jahr-Feier der Feuerwehr und gründete anschließend die heutige Jugendfeuerwehr des Vereins, die zu diesem Zeitpunkt bereit 19 Mitglieder vorzuweisen hat. 1975 wurde das erste Fahrzeug, ein Ford Transit, im Rahmen einer Beschaffungsaktion des Landes Hessen eingeweiht.
In der 48. ordentlichen Generalversammlung am 10.01.1981 erfolgte ein Generationswechsel in der Führung der FFW Götzen. Obwohl noch für zwei Jahre gewählt, erklärte an diesem Abend Heinrich Seibert II., er habe nun 33 Jahre das Amt des stellvertretenden Ortsbrandmeisters und das Amt des Wehrführers innegehabt. Es sei nun Zeit, die Führungsaufgaben in jüngere Hände zu legen. Als Wehrführer und 1. Vorsitzender wurde auf Vorschlag von Heinrich Seibert sein bisheriger Stellvertreter Hans-Otto Zimmermann einstimmig gewählt.
Vom 21. bis 24. Juni 1984 feierte man mit gutem Erfolg das 60 jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr und das 10 jährige Jubiläum der Jugendfeuerwehr. Auf dem Sportplatz fand die Kreismeisterschaft der Jugendfeuerwehren des Vogelsbergkreises mit 45 teilnehmenden Mannschaften statt. Ein gut besuchter Kommersabend wurde veranstaltet, welcher mit einem Totalstromausfall begann. Am Samstag schwang man das Tanzbein, und am Sonntag wurde mit ca. 700 Teilnehmern im Festzug marschiert.
In der 55. Generalversammlung am 16. Januar 1988 gab es einen bedeutsamen Wechsel an der Spitze der Wehr. Da der seitherige Wehrführer und Vorsitzende Hans Otto Zimmermann zum Bürgermeister von Schotten gewählt worden war, legte er sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde Wolfgang Rühl.
Die vergangenen 15 Jahre nach der 60-Jahr-Feier waren durch einige größere Ereignisse geprägt. In dieser Zeit wurde die Ausrüstung der Wehr modernisiert und vervollständigt, überwiegend aus dem Etat der Stadt Schotten, jedoch auch mit ca. 57.600,00 DM Spenden und Vereinsmitteln, die man besonders durch das Backhausfest erwirtschaftete, das seit 1983 mit dem evangelischen Frauenkreis veranstaltet wird. Insgesamt sind seit 1973 fast 70.000,00 DM in die Ausstattung und Ausrüstung der Feuerwehr und Jugendfeuerwehr geflossen die nur aus Spenden und Vereinsmitteln erbracht wurden.
Am 2.10.1985 wurde ein VW Bus für die Feuerwehr und die Jugendfeuerwehr in Dienst gestellt. Die Beschaffung erfolgte aus Vereinsmitteln und in Eigenleistung einiger Feuerwehrkameraden wurde das Fahrzeug aufgebaut. Im September 1996 bekam die Wehr ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug der Marke Fiat, das das alte Feuerwehrauto, einen Ford Transit, ablöst. Nach dem Einbau von neuen Toren durch die Stadt im Sommer 1998 wurde der Platz vor dem Gerätehaus, der Wartehalle, hinter dem Gerätehaus und in der Fahrzeughalle in Eigenleistung gepflastert. In den letzten Jahren wurden außerdem der Gemeinschaftsraum und der alte Turm renoviert, der heute als Abstellkammer dient. 2014 erneuerten Freiwillige der Feuerwehr zudem die äußere Erscheinung des Gerätehauses und der Wartehalle mit einem neuen, farbenfrohen Anstrich.
Zu den gesellschaftlichen Aktivitäten der Feuerwehr zählen heute noch die „Familienabende“, das Backhausfest mit dem Frauenkreis und der dazugehörige Discoabend, das alljährliche Sommerfest und Ausflugfahrten.
Aktuell zählt die Feuerwehr insgesamt 126 Mitglieder, diese teilen sich in 25 Aktive, 85 Passive und 16 Mitglieder der Alters und Ehrenabteilung.